Wirtschaftliche Lage und Förderangeboten des Landes zur Bewältigung der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie
Die Corona-Krise hinterließ tiefe Einschnitte in der baden-württembergischen Wirtschaft. Allmählich verbessert sich die Geschäftslage der Unternehmen. Auftragsbücher füllen sich, sogar in Branchen, die seit letztem Jahr nur noch über sinkende Auftragsbestände klagten, langsam. Die Umsatzlage liegt indes immer noch circa 15 Prozent unter den Vorjahreswerten. Die positive Auftragsentwicklung wird aber wahrscheinlich bei gleichbleibenden prozentuellen Zuwachsraten jeden Monat nur 1 Prozentpunkt wieder hinzugewinnen, sodass am Ende des Jahres die Umsatzwerte circa 8 Prozent unter dem Vorjahresniveau liegen dürften. Die Erwartungen sind groß. Sorgen machen die negativen Lagebeurteilungen der Konsumgüterhersteller. Trotz Mehrwertsteuersenkung wurden hier vermehrt negative Stimmen wahrgenommen.
Nachdem die Mai-Zahlen ein leichtes positives Bild und eine leichte Erholung der Südwest-Industrie beschrieben, setzt sich dieser Trend im Folgemonat Juni weiter fort. Die Auftragswerte stiegen im Vergleich zum Vormonat insgesamt um 21,1 Prozent.
Die Inlandsnachfrage konnte um 48 Prozent kräftig zulegen, während Auftragseingänge aus dem Ausland um 17,2 Prozent stiegen. Insbesondere die Nachfrage aus dem EU-Binnenmarkt nahm weiter zu (+ 20,3 Prozent), indes der Handel mit dem EU-Ausland um 16 Prozent wuchs.
Diese dynamische Erholung der Auftragslage muss wie im Vormonat durch den Vormonatsvergleich relativiert betrachtet werden. Gegenüber Juni 2019 liegen die Nachfragewerte nur noch 3,9 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Zwar befinden sich die Auftragswerte aus dem Inland um 13,4 Prozent über dem Vorjahresniveau. Die Auslandsnachfrage entwickelt sich jedoch nicht so erfreulich (- 13,2 Prozent). Bezogen auf die Absatzrichtung sank der Ordereingang aus den Drittstaaten um 16,2 Prozent und aus dem EU-Binnenmarkt um 6 Prozent.
Verglichen mit dem Vorjahreszeitraum Januar bis Juni 2019 beträgt die Nachfragelücke nun insgesamt 15 anstatt wie im Vormonat 17,4 Prozent. Die Auslandsnachfrage verlor um 16,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Dabei nahm die Nachfrage aus EU-Drittstaaten (- 16 Prozent) etwas weniger ab als die Ordereingänge aus dem EU-Binnenmarkt (- 16,6 Prozent).
Die Umsätze der Südwestindustrie stiegen im Juni ebenfalls weiter an, wenngleich nicht mehr so dynamisch wie im Vormonat. Gegenüber dem Vormonat Mai stiegen die Umsätze um 8,2 Prozent. Insbesondere der Auslandsumsatz konnte weiterhin robuste Zuwächse in Höhe von 10,3 Prozent verzeichnen. Der Inlandsumsatz fiel mit einem Plus von 5,6 Prozent zaghaft aus.. Der starke Anstieg des Auslandsumsatzes ist zum großen Teil auf die an bleibenden Zuwächse aus der Eurozone zurückzuführen (+ 12,3 Prozent). Die Umsatzentwicklung mit den Drittstaaten verlief diesmal schleppender (+ 9,3 Prozent).
Im Vorjahresvergleich wird der allmähliche Aufholungsprozess deutlich. Insgesamt befinden sich die Umsätze nur noch 11,6 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Im Mai waren es noch 24,7 Prozent. Die Inlandsumsätze (- 10,5 Prozent) verloren dabei weniger Substanz als Auslandsumsätze (- 12,5 Prozent). Bezogen auf die Absatzrichtung können nur marginale Unterschiede festgestellt werden. Die Umsätze mit den Drittstaaten (- 12,6 Prozent) sind ebenso niedrig wie mit der Eurozone (- 12,1 Prozent).
Im Zeitraum Januar bis Juni 2020 waren die Umsätze des baden-württembergischen verarbeitenden Gewerbes insgesamt 15,6 Prozent niedriger als im Vorjahreszeitraum. Die Inlandsumsätze (- 14,1 Prozent) fielen dabei etwas besser aus als die Auslandsumsätze (- 16,9 Prozent). Bezogen auf die Absatzrichtung liegen die Geschäfte mit der Eurozone 17,8 Prozent unter den Ergebnissen des Vorjahres. Die Umsätze mit Drittstaaten befinden sich um 16,4 Prozent unter dem Niveau des Vorjahreszeitraumes. Die Umsätze entwickeln sich demnach weit weniger dynamisch als die Auftragswerte. Insbesondere der Handel mit den Drittstaaten entwickelt sich hinsichtlich Ordereingänge zwar schleppend. Die Umsatzlage scheint sich jedoch etwas besser zu erholen.
Das Statistische Landesamt Baden-Württemberg stellte ein Rückgang der Erwerbspersonen im Juni 2020 im Vergleich zum Vorjahresmonat von 2,8 Prozent fest. Dies entspricht einem Personalabbau von 34.000 Beschäftigten gegenüber dem Vorjahr. Gegenüber Mai 2020 waren 3.600 Personen weniger in einem Beschäftigungsverhältnis (-0,3 Prozent). Insgesamt war es der sechste Monat in Folge, in dem ein Beschäftigungsabbau erfolgte, wenngleich der Beschäftigungsabbau zu diesem Zeitpunkt an Dynamik verliert.
Die Arbeitslosigkeit in Baden-Württemberg stieg im Juli 2020 um 1,5 Prozent gegenüber dem Vormonat. Insgesamt sind nun 280.700 Personen arbeitslos. Gegenüber dem Vorjahresmonat stieg die Arbeitslosigkeit um 44,8 Prozent an. Die Arbeitslosenquote beträgt wie im Vormonat Juni weiterhin 4,4 Prozent.
Bundesweit stieg die Arbeitslosigkeit im Juli 2020 im Vergleich zum Vormonat um 0,1 Prozent und zum Vorjahresmonat um 1,3 Prozent. Im Juni betrug die die Arbeitslosenquote 6,2 Prozent. Im Juli stieg sie auf 6,3 Prozent. Zwar verhindere der Einsatz von Kurzarbeit eine weitere drastische Erhöhung, wenngleich der leichte Erholungskurs zur Stabilisierung des Arbeitsmarktes beitrug. Der Arbeitsmarkt steht im Wiederspruch zwischen Fachkräftemangel im IT-Bereich und Sparplänen. Die Unterbeschäftigungsquote ohne Kurzarbeit liegt derweil im Juni bei 7,9 Prozent und 3.661.000 Personen. Dies ist ein Anstieg von 14,6 Prozent zum Vorjahr.
Laut L-Bank erholte sich im Juli das Geschäftsklima erneut und ist zum ersten Mal seit Oktober 2019 wieder im positiven Bereich. Zwar seien die negativen Stimmen in Überzahl, dennoch werde die aktuelle wirtschaftliche Lage weit weniger negativer eingeschätzt als zuvor. Personalpläne fallen derweil nicht mehr so restriktiv aus, wie in den letzten Krisen-Monaten. Die Produktionskapazitäten seien zudem weiter ausgebaut worden.
Im Vorleistungsgüterbereich rechnet man mit Impulsen aus dem Ausland. Lagerüberhänge konnten abgebaut werden und Personalpläne werden sanft angehoben.
Investitionsgüterproduzenten blicken zudem erstmals seit Juli 2018 zuversichtlich in die Zukunft. Hersteller von Konsumgütern beurteilen die aktuelle Geschäftslage trotz Abbau von Lagerbeständen jedoch wieder schlechter als zuvor.
Das Geschäftsklima verbesserte sich in der Chemiebranche, bei den Herstellern von Gummi- und Kunststoffgütern, im Metallgewerbe und bei den Herstellern von elektrischen Geräten und DV-Geräten. Die Maschinenbaubranche, das Druckgewerbe und die Automobilbranche beurteilen die aktuelle Geschäftslage weiterhin negativ, wenngleich zum Teil leicht positiver als zuvor. Überall wird mit Impulsen aus dem Ausland gerechnet. Die Unternehmen sind zufriedener mit der Auftragslage. Einzig und allein das Druckgewerbe berichtet von einer sich eintrübenden Geschäftslage und Geschäftsaussichten. Im Gegensatz dazu stieg die Nachfrage beim baden-württembergischen Maschinenbau erstmals seit Februar 2019. Sogar die Auftragsbücher der Automobilbranche füllten sich allmählich. Diese Entwicklungen führen branchenübergreifend zu schrittweisen Produktionsanpassungen und zum Abbau von Überkapazitäten.
Bundesweit erholt sich die Geschäftslage ebenfalls kontinuierlich weiter. Der dritte Anstieg des ifo-Index von 86,3 Punkten im Juni auf 90,5 Punkte im Juli zeugt von einem sich verbesserten Geschäftsklima. Die Erwartungen sind weiterhin groß, wenngleich man wesentlich vorsichtiger in die Zukunft blickt, als noch zuvor.
Der Verbraucherpreisindex in Baden-Württemberg ist im Juni 2020 gegenüber dem Vormonat Juni um 0,1 Prozent gesunken. Gegenüber zum Vorjahresmonat (Juli 2019) stieg die Teuerungsrate um 0,3 Prozent.
Die Inflationsrate in Deutschland lag im Juli 2020 bei -0,1 Prozent und sank damit wieder. Zum Vormonat nahm das Preisniveau ebenfalls ab (- 0,5 Prozent). Insbesondere die Preise für Genuss- und Lebensmittelwaren stiegen im vergangenen Monat an.
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