Digitalgipfel 2019

Am 11. April fand der „Digitalgipfel 2019 – Wirtschaft 4.0 BW“ in der Carl-Benz Arena in Stuttgart statt.

Der Konvent konnte aufzeigen, dass Baden-Württemberg sich zu einer Marke im Bereich Künstlicher Intelligenz (KI) entwickeln könnte und durch den Aufbau eines funktionierenden Ökosystems im B2B-Bereich eine führende Rolle einnehmen kann. Entscheidend im harten globalen Wettbewerb wird es aber sein, dass vermehrt IT-Experten (Data-Scientists) ausgebildet werden. Der Personalmangel führt momentan zu einem Investitionsstau und bremst die Digitalisierungsoffensive der Industrie und Wirtschaft.

 

Vor dem Hintergrund, dass die amerikanischen „Big 5“ (Google, Apple, Microsoft, Facebook und Amazon) durch ihre Plattformmonopole den Konsumentenmarkt beherrschen und China ohne Hemmungen in Künstliche Intelligenz investiert, scheint die EU ins Hintertreffen zu geraten. Doch dem sei aber nicht so, betonte Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut (Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg). Baden-Württemberg solle sich auf seine Stärken konzentrieren und seine Aktivitäten im Bereich Künstliche Intelligenz und Digitalisierung insbesondere im Bereich Vernetzung von Maschinen und Anlagen ausbauen. Shanghai investiere 15 Mrd. Euro in KI, was nicht einmal dem gesamten Haushalt Baden-Württembergs entspräche. Die meisten wissenschaftlichen Veröffentlichungen kommen zudem aus China, dennoch seien die Auswirkungen auf die Technologien von deutschen Veröffentlichungen weit größer einzuschätzen. Dies ließe das Vertrauen weiter wachsen, dass auch die vielen Mittelständler im Südwesten die Wandel meistern.

 

Baden-Württemberg sei weltweit durch seine Institutionen und Kompetenzzentren für KI vernetzt und müsse sich im globalen Wettbewerb nicht verstecken. Prof. Dr. Jürgen Schmidhuber (Wissenschaftliche Direktor des Schweizer KI-Forschungsinstituts IDSIA) berichtete, dass viele KI-Patente aus Süddeutschland kämen. Er sehe großen Chancen für das Land Baden-Württemberg und betonte, dass KI kein Hype-Thema ist, sondern kontinuierlich weiterwachse. Die größte Herausforderung liege darin die Strukturen im Bundesland weiter auszubauen und Fachkräfte auszubilden. Der Mangel an IT-Experten bremst derzeit das Wachstum; Projekte können nicht umgesetzt werden. So wollte das Familienunternehmen Trumpf 200 Mio. Euro in Digitalisierungsmaßnahmen investieren, konnten jedoch nur 20-30 Milo bisher erfolgreich in Projekte einsetzen.

 

Die Chancen der Technologien liegen insbesondere in der Kombinatorik aus IoT-Lösungen, Sensorik und Künstlicher Intelligenz. Der Austausch von Datenmengen über das Internet eröffnet ebenfalls neue Möglichkeiten. Die Entwicklungssprünge in der Computertechnologie lassen die Kosten für Hard- und Software jede 5 Jahre 10 Mal günstiger werden, sodass die Systeme und Algorithmen immer effizienter werden und größere Datenmengen verarbeiten können. Der von Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut betitelte Vater der KI, Prof. Dr. Jürgen Schmidhuber, erklärte in diesem Zusammenhang das rückgekoppelte System „Long short term memory“, welches heute seinen Einsatz im Google-Sprachassistenten findet oder für verwandte Artikel-Vorschläge in Webshops oder auf Facebook verantwortlich ist. Das System basiert auf dem maschinellen Lernen und auf neuronalen Netzen. Vergleichbar sei das System „mit einem Baby ohne Erfahrungen und Wissen“. Dadurch, dass sich das System selbst Probleme stelle, könne es selbst Entscheidungen treffen und Wissen aufbauen. Um einen weiteren Einblick in die technologischen Zusammenhänge zu erhalten, lohnt es sich hier weiter zu informieren.

 

KI ist der Game-Changer in der Diagnostik und im autonomen Fahren. Durch die Kombinatorik mit anderen Technologien können Prozesse und Produkte immer individueller gestaltet werden, sodass in Zukunft das Produkt vielmehr als eine Dienstleistung verstanden werden sollte (Product as a Service). Dies verhelfe dazu Kundenerlebnisse zu schaffen und die Kundenbindung zu erhöhen. Weitere Einsatzgebiete von Künstlicher Intelligenz können in einer Publikation der Initiative „Allianz Industrie 4.0“ nachgelesen werden.

 

Um in Zukunft im digitalen Wandel neue Geschäftsmodelle zu etablieren bedarf es dabei interdisziplinäre Teams aufzubauen. Zudem sollten die Pilotprojekte schneller in den produktiven Betrieb überführt werden. Es müsse ein Kulturwandel in den Unternehmen stattfinden. Flache Hierarchien, klare Projektziele, klar definierten Daten-strukturen, -quellen und –formate und qualifizierte Mitarbeiter und Führungskräfte sind die Erfolgsgaranten für Digitalisierungsprojekte. Zudem sei es wichtig durch E-Learning-Angebote das Konzept des lebenslangen Lernens zu vertiefen und jungen Menschen die Möglichkeit zu geben, Kenntnisse in der Programmierung und Mathematik zu sammeln.

 

Es sei jetzt an der Zeit das Thema Künstliche Intelligenz weiter voranzutreiben und man wolle mit aller Macht die Marke „Künstliche Intelligenz „Made in BW“ etablieren. Trotz der ethischen Fragestellungen über die Systeme, solle man sich nicht in Diskussionen verlieren ehe Andere mit der Entwicklung mitgehen und der Anschluss verloren ginge. Ein innovativer Ansatz Daten für die Massenverarbeitung insbesondere für die Diagnostikanwendungen zu sammeln, wäre eine Datenbörse anzubieten, auf der Bürgerinnen und Bürger Ihre Daten entgeltlich zur Verfügung stellen könnten. Dies wäre auch im Einklang mit den Datenschutzbestimmungen. Dieses Modell könnte auch auf den industriellen Bereich ausgeweitet werden.

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