BDI Weltraumkongress

Am 18. Oktober fand im Haus der Deutschen Wirtschaft in Berlin der BDI Weltraumkongress statt. Deutschland solle seine Investitionen an denen Frankreichs orientieren und aufstocken, sowie sich als Partner der USA und China in der bemannten Raumfahrt weiter engagieren und bessere Rahmenbedingungen für Start-Ups und Investitionen in New-Space-Projekte schaffen. Deutschland solle daneben auch autonomer werden. Hierzu wurde die Frage nach einem Weltraumbahnhof in Deutschland diskutiert.

BDI-Präsident Dieter Kempf forderte in seiner Begrüßung die Bundesregierung auf, die staatlichen Raumfahrtinvestitionen auf ein wettbewerbsfähiges Niveau zu Frankreich zu erhöhen. Die Raumfahrt nähme eine Schlüsselfunktion im Wettlauf um Innovationen im 21. Jahrhundert ein. Raumfahrtanwendungen wie die Navigation seien heute nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken. Deshalb müsse es in Deutschland den Willen geben, als viertgrößte Volkswirtschaftsnation der Welt, einen Weltrauminvestitionsfonds zu etablieren, um die kommerzielle Raumfahrt bzw. „New Space“ zu fördern. In einer folgenden Paneldiskussion ergänzte hierzu Thomas Jarzombek, Koordinator der Bundesregierung für die Deutsche Luft- und Raumfahrt, dass allein Italien in den Ausgaben für die Raumfahrt Deutschland überholt hätte. Dieter Kempf forderte des Weiteren, dass es zudem ermöglicht werden müsse strukturelle Ergänzungen zur Ariane 6 zu etablieren, um kleine Transportraketen z.B. aus Deutschland zu launchen, um den Bedarf an kleinen Trägerraketen abzudecken. Um diese Ziele zu erreichen bedürfe es weiterhin eine Begeisterung für Technik und MINT-Berufe hervorzurufen. Deutschland solle auf die etablierten Systemhäuser, Mittelständler und Start-Ups aufbauen und das deutsche Ökosystem stärken.

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier stellte in seinem Grußwort die wirtschaftliche Bedeutung der Raumfahrt in der Forschung und im Bereich der Navigation, sowie in der Kartografie heraus. Die Raumfahrt würde zu Produktionsvorteilen und qualitativen Wirtschaftswachstum beitragen. Nicht zuletzt würden Satellitenanwendungen alltägliche Technologien ermöglichen. In Zukunft soll die Raumfahrt ein Baustein für die Zukunftsfelder autonomes Fahren, Klimaschutz, Künstliche Intelligenz und zur Herstellung von synthetischen Kraftstoffen sein. Deshalb soll auch in Deutschland ab 2020 Eckpunkte für ein globales Weltraumrecht entwickelt werden, um auch in Deutschland in abgestimmter Form, neue Schwerpunkte zu setzen. Denn die Investition von 1 Euro in die europäische Raumfahrt bringe den Bürgern 6 Euro Nutzen, sodass die Raumfahrtaktivitäten noch mehr gefördert werden sollten.

Johann-Dietrich Wörner, Vorstandsvorsitzender der ESA, ging in seiner Videobotschaft insbesondere auf die Herausforderungen in der Raumfahrt ein. Die Raumfahrt müsse im Weltall und auf der Welt die Sicherheitslage verbessern. Zum einen durch die Vermeidung von Weltraumschrott und drohende Kollisionen zwischen den Satelliten, zum anderen durch Satellitenanwendungen, die z.B. Erdbeben vorhersagen oder Lösungen, die zur Cyber-Security beitragen. Daneben forderte Johann-Dietrich Wörner den Ausbau von public-private-Partnerschaften, um neue Technologien zu fördern und den Standort Deutschland zukunftsfähig zu gestalten.

In Bezug auf die Diskussion, ob die USA Europa durch Unternehmen wie Space-X längst abgehängt habe, wurde jedoch beschwichtigt. Nach Marco Fuchs, geschäftsführendes Vorstandsmitglied von OHB System und Vizepräsident Raumfahrt des Bundesverbands der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie, sei der kommerzielle Anteil europäischer Raumfahrt schon immer größer gewesen, als in den USA, sodass die jetzigen Entwicklungen kein Grund zur Besorgnis sein sollten.

Des Weiteren wurde thematisiert, dass insbesondere Start-Ups, die neue Raumfahrtanwendungen z.B. durch die Nutzung von Copernicus-Daten, Anschlussfinanzierungen benötigten. Darüber hinaus solle in der Raumfahrtbranche eine Space-Kultur geschaffen werden, welche die serielle Fertigung von Komponenten einleitet.

Es wurde festgehalten, dass der Wettlauf zum Mond neu entfacht sei. Früher seien die Aktivitäten politischer Natur gewesen. Heute sei es viel interessanter den Mond aufgrund seiner Ressourcen und als Hub für weitere Weltraummissionen zu nutzen. Dabei sollten nicht nur robotische Missionen im Vordergrund stehen, sondern auch bemannte Missionen. Neben den Forschungsaktivitäten auf der internationalen Raumstation für die Schwerelosigkeitsforschung, sollten die Mond-Missionen die zukünftige Raumfahrt ermöglichen.

Zum Schluss wurde nochmals bekräftigt, dass Deutschland Innovationen aufgeschlossen gegenüber stehen sollte. Dies erfordere insbesondere Öffentlichkeitsarbeit und Sichtbarkeit dieser Branche in den Köpfen der Bürger, um eine Akzeptanz für Mehrausgaben zu schaffen.

Der Weltraum sei ein Friedensprojekt und deshalb sollte vor weiteren expansiven Weltraummissionen rechtliche Fragen neu geklärt werden, wie zum Beispiel den Abbau von Ressourcen auf dem Mond. Außerdem sollte bei der Planung eines deutschen Weltraumbahnhofs sichergestellt sein, dass internationale Verpflichtungen beibehalten werden und Deutschland weiterhin als ein verlässlicher und kompetenter Partner gilt.

Abseits des Weltraumkongresses berichtete daheim der SWR von der baden-württembergischen Branche und strahlte ein Interview von Prof. Dr. Rolf-Jürgen Ahlers aus, der sich dafür aussprach insbesondere die Mittelständler bei den Strukturveränderungen zu unterstützen.

Hier können Sie die Forderungen des BDI nachlesen

Für den LVI, der gemeinsam mit gemeinsam mit dem LR BW den vom BDI kürzlich in die politische und öffentliche Diskussion eingebrachte Positionspapier „Zukunftsmarkt Weltraum – Bedeutung für die deutsche Industrie“ mitgewirkt hat, nahmen LVI- und LR BW-Vorstandsmitglied Prof. Dr. Rolf-Jürgen Ahlers und unser Netzwerkmanager Christopher Busch an der Veranstaltung teil.


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